Von Archimob bis humem

Unsere Erfahrungen mit Oral-History

Das humem–Team hat bereits ein Oral-History-Projekt von nationaler Bedeutung realisiert: “Archimob – Archives de la mobilisation/Archiv der Mobilmachung", und daraus zwei Bücher, 22 Dokumentarfilme und die Ausstellung “L’Histoire c’est moi” gemacht, die von mehr als 100 000 Besucherinnen und Besuchern gesehen wurde.

Wie haben die Menschen den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz erlebt? Woran erinnern sie sich heute? Was erzählen sie darüber? Mit diesen Fragen machten sich zwischen 1999 und 2001 rund 40 Schweizer Filmschaffende, Historikerinnen und Historiker und Journalisten auf die Suche nach den Erinnerungen der Aktivdienst-Generation. Sie führten Video- Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit dem Ziel, Zeugnisse über die Zeit des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz zu sammeln und zu archivieren. Getragen wurde das Projekt vom Verein Archimob (Archiv der Mobilmachung), der 1998 auf Initiative des Westschweizer Filmemachers Frédéric Gonseth gegründet wurde. Mit mehr als 555 realisierten Interviews ist Archimob das grösste je in der Schweiz realisierte Oral-History-Projekt. Aus den gesammelten Interviews entstanden in der Folge mehrere Auswertungsprojekte: Zwei Bücher – “Landigeist und Judenstempel, Erinnerungen einer Generation 1930 – 1945” und “Mémoire d’une Suisse en guerre, la vie … malgré tout” –, die Dokumentarfilmreihe “Regards en arrière/Rückblickend/Un passato di ricordi” und die multimediale Ausstellung “L’Histoire c’est moi. 555 Versionen der Schweizer Geschichte 1939-1945”. Die 22 Dokumentarfilme wurden mit Unterstützung der SRG SSR idée suisse produziert und auf den drei Sendern des Schweizer Fernsehens ausgestrahlt. Die Ausstellung "L’Histoire c’est moi” ist seit Januar 2004 auf Tournee. Sie wurde in drei Landessprachen realisiert, bisher an 16 Orten in der Schweiz gezeigt und von mehr als 100 000 Besucherinnen und Besuchern gesehen.

Mehr dazu unter www.archimob.ch.

Mittlerweile hat das Historische Museum Bern das vollständige Archimob-Archiv erworben und wird es öffentlich zugänglich machen. Zudem zeigt das Museum das Herzstück der Ausstellung, das “Kaleidoskop” mit den 64 Kurzfilmen, während mindestens 15 Jahren in seiner Dauerausstellung.

Mit diesem Projekt hat Archimob einen substanziellen Beitrag zur Erforschung, Reflexion und Darstellung der Geschichte der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges geleistet. Die subjektiven Erinnerungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bereichern und ergänzen das Geschichtsbild der Schweiz, indem sie die Vielfalt des Erlebten bewusst werden lassen. Die Interviews wurden zu einem Zeitpunkt realisiert, als die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg intensiv diskutiert und das traditionelle Bild der Schweiz während dieser Zeit hinterfragt wurde.

Die Arbeit der Bergier-Kommission und andere historische Untersuchungen haben diesem Geschichtsbild teilweise neue Konturen verliehen. Die Arbeit von Archimob hat dazu beigetragen, dieses Bild zu differenzieren und insbesondere die Sichtweise jener Menschen zu integrieren, die den Krieg selber erlebt haben.

 

© humem | realisation: hopping mad, Zürich